Historie & Idee
Seit Bestehen der Polizei Rheinland-Pfalz sind bis heute 48 Beamtinnen und Beamte in der Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommen. In 16 Fällen wurden sie Opfer einer Gewalttat, bei den übrigen Fällen lagen Unfallgeschehen zugrunde.
Lange Zeit fehlte es an einer zentralen Gedenkstätte. Nach verschiedenen Plänen und Initiativen, einen geeigneten Standort dafür zu finden, hat das Innenministerium die Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz (HdP) im Jahr 2017 mit der Planung und Gestaltung einer zentralen Gedenkstätte beauftragt. Als eine der Zentralbehörden der rheinland-pfälzischen Polizei ist die HdP zuständig für die landesweiten Einstellungen sowie die Aus- und Fortbildung. Jeder Polizeibeamte / jede Polizeibeamtin hat hier das Studium absolviert oder kehrt in der Fortbildung nach hier zurück. Eine Gedenkstätte am Hochschulcampus schafft damit einen Platz im Herzen der Organisation „Polizei“ und bietet die Möglichkeit, die das Gedenken auch in die Lehre und die Arbeit mit den polizeilichen Nachwuchskräften einzubinden.
In die Ideenfindung zur Gestaltung wurden neben regionalen Künstlern und Steinmetzbetrieben auch die Polizeibehörden, die Polizeiseelsorge und der Hauptpersonalrat Polizei im rheinland-pfälzischen Innenministerium eingebunden.
Leitmotiv für die Gestaltung war das Zitat „Erinnerung ist eine Form der Begegnung“ des libanesisch-amerikanischen Dichters und Schriftstellers Khalil Gibran. Ziel war es, am Tagungszentrum der HdP einen Ort der Begegnung zu schaffen. Neben dem Anbringen von Namenstafeln zum individuellen Gedenken sollte die Stätte auch ein Zusammenkommen und gemeinsames Gedenken ermöglichen.
Neben dem eigentlichen Bauprojekt war es den Projektverantwortlichen ein Anliegen, Studierende der HdP in die Aufarbeitung der Schicksale einzubinden. 35 Studierende des zwischenzeitlich graduierten 16. BA-Studienganges haben die Fallakten, internen Schriftverkehr und Presseveröffentlichungen ausgewertet, sowie in Archiven nach weiteren Dokumenten recherchiert. Die Fallakten sind an der HdP archiviert.
Die Arbeit der Polizeistudierenden wurde Grundlage für die Gestaltung eines virtuellen Dokumentationsbereichs, der Studierenden, Fortbildungsteilnehmern und Gästen in einem Info-Display im Foyer des Tagungszentrums zur Verfügung steht und die Schicksale unserer getöteten Kollegen vorstellt.
In enger Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden ist es gelungen, Angehörige fast aller Kollegen zu ermitteln. Viele sind der Einladung zur Einweihung gefolgt und halten auch weiterhin den Kontakt zur Hochschule.
Entstehung / Bauphase
Im Frühjahr 2018 wurde ein abgestimmter Entwurf des Traben-Trarbacher Bildhauers Ulrich Wendhut präsentiert und in die Umsetzung gegeben. Er besteht aus einer etwa 3m hohen unbehauenen Basaltstele, auf der Bronzetafeln mit den Namen der verstorbenen Kollegen und dem Geburts- und Sterbedatum angebracht sind. Um die Stele sind 10 Sitzsteine gruppiert, die zum Verweilen einladen. Die gesamte Anlage ist über sternförmig angelegte Wege aus Natursteinpflaster erreichbar. Umrahmt von alten Bäumen prägt die Anlage den Vorplatz des Tagungszentrums der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz.
Für die Ausführung der flankierenden Gewerke zeichnete der Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsbetreuung (LBB) verantwortlich.
Die für die Anlage vorgesehene Fläche wurde im Frühsommer 2018 zunächst von einem Baum und Staudenbeeten befreit.
Über die Sommerwochen 2018 entstanden Fundamente für die Stele und die Sitzsteine, es wurden die Wege angelegt und mit Natursteinen gepflastert. Das Aufstellen der Stele und das Anbringen der Bronzetafeln erfolgte im September 2018.
Die gesamte Anlage konnte Ende September 2018 fertiggestellt werden.
Einweihung
Die feierliche Einweihung der Gedenkstätte erfolgte am 02.11.2018 im Beisein zahlreicher Gäste, unter ihnen die ehemaligen Innenminister Karl-Peter Bruch und Heinz Schwarz, der amtierende Innenminister Roger Lewentz, Mitglieder des Landtags, die Bürger- und Polizeibeauftragte, aktive und ehemalige Führungskräfte und Mitarbeitende der rheinland-pfälzischen Polizei, Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorger und vor allem zahlreiche Angehörige, Hinterbliebene, Freunde, Kolleginnen und Kollegen der Verstorbenen.
„Diese Gedenkstätte ist uns seit langer Zeit ein Herzensanliegen, weil wir uns vor den Verstorbenen verneigen wollen, die bei der Ausübung des Dienstes ums Leben gekommen sind, im Wissen und in Anerkennung ihrer Verdienste für die Polizei Rheinland-Pfalz“, sagte Innenminister Roger Lewentz in seiner Ansprache während des Festaktes. „Jedes einzelne Schicksal, jede einzelne Geschichte ist tragisch und berührt Angehörige, Freunde und Bekannte, aber auch die Polizeibeamtinnen und -beamten, die einen Kollegen verloren haben. Die Hochschule der Polizei hat zusammen mit den Polizeibehörden keine Mühen gescheut, Angehörige und enge Kolleginnen und Kollegen der Verstorbenen zu ermitteln. Dabei kam es zu sehr denkwürdigen und intensiven Gesprächen und Begegnungen, die deutlich machten, wie präsent die Erinnerungen von teilweise Jahrzehnte zurückliegenden Ereignissen bei vielen Betroffenen an dieses einschneidende Erlebnis nach wie vor sind“, so der Minister. Die Einweihung der Gedenkstätte stehe im Lichte dieser Betrachtung und solle ein Vergessen unmöglich machen.
Im Gedenken an jedes einzelne Schicksal wurden die Namen der ums Leben gekommenen Kollegen durch den Inspekteur der Polizei, Jürgen Schmitt, verlesen und durch Studierende eine Rose niedergelegt.
Ausblick
Die HdP wird das Projekt „Gedenkstätte“ in verschiedenen Facetten fortführen und mit Leben erfüllen.
Es finden Lehrveranstaltungen an der Stele statt, z.B. solche, die sich mit dem Erleben von Tod und dem Umgang mit Trauer oder aber mit gefährlichen Einsatzlagen beschäftigen. Die Schicksale unserer Kollegen und die zugrundeliegenden Sachverhalte werden außerdem in Bachelor-Thesis aufgearbeitet und in Erfahrungswissen umgewandelt.
Einmal jährlich findet zum Jahrestag der Einweihung Anfang November eine zentrale Gedenkfeier am Polizeicampus Hahn statt, zu der Angehörige, Kolleginnen und Kollegen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft eingeladen sind. Interessierte können sich im Direktionsbüro der HdP anmelden (06543/985-106, -207, -109).